Küstenraketenabteilung 18

Küstenraketenabteilung 18
Beitrag: Kurt Stippkugel & Klaus-Peter Gödde

Passfoto Kurt Stippkugel1. Juni 1979 – 30. November 1982

Die Volksmarine erhielt zur Erhöhung der Kampfkraft Anfang der 80er Jahre eine moderne sowjetische Küstenraketen-Bewaffnung zum Schutze der Seegrenzen der Deutschen Demokratischen Republik. Auf der Grundlage der Anordnung-Nr. 18/79 des Stellvertreters des Ministers und Chef der Volksmarine vom 22.05.1979 begann im Spätsommer 1979 der Aufbau der Küstenraketenkräfte. Die UdSSR hatte Ende der 70er Jahre das Küstenraketensystem „Rubesh“ entwickelt und bot dieses Anfang der 80er Jahre der Volksmarine der DDR an.

Es sollte in kürzester Zeit eine Küstenraketenabteilung (KRA) mit vier selbstfahrenden Startrampen (SSR) ausgerüstet und in Dienst gestellt werden. Die Aufstellung der KRA wurde in dieser Anordnung  in drei Etappen eingeteilt. Es konnte bisher nicht ermittelt werden, welche Kriterien für die Festlegung der einzelnen Etappe bestimmend waren,  denn der Aufbau der KRA war insbesondere vom Zugang der Raketen, der Startrampen und des gesamten raketentechnischen Zubehörs abhängig. Die Zuführungen waren aber auf Regierungsebene geregelt, lagen somit nur bedingt im Planungsbereich des Kommandos der Volksmarine, geschweige denn der KRA. Auch anderen Dokumenten der Jahre 1979 bis 1982 konnten keine Hinweise entnommen werden, warum ausgerechnet solche ungewöhnlichen, vom Zyklus des NVA-Ausbildungsjahres abweichenden Perioden, angeordnet wurden.

1. Etappe: 01.05. – 30.11.1979 – Mit Wirkung zum 1. September 1979 erfolgten die ersten personellen Zuführungen. Die Unterbringung wurde zuerst im Kommando der Volksmarine im Standortbereich Rostock-Gehlsdorf sichergestellt. In Vorbereitung der ersten Zuführung von Matrosen und Unteroffizieren wurde der Standortbereich nach Stralsund in die Schiffsstammabteilung 18 (SSTA–18) verlegt. Die erste Zuführung von Matrosen und Unteroffizieren erfolgte aber erst zum 1. Dezember 1979. Die erste Etappe war somit gekennzeichnet durch die sukzessive personelle Zuführung der ersten Angehörigen der aufzustellenden Einheit. Und da, wo Menschengruppen formiert wurden, entstand am 14.09.1979 auch die erste Parteigrundorganisation der KRA, die PGO 118, mit 18 Mitgliedern und 2 Kandidaten, die sich mit dem weiteren Zulauf der Mitglieder und Kandidaten vergrößerte und in vier weitere Grundorganisationen aufsplittete. Der Auftrag, den die SED in dieser Zeit dem Kommandeur, Fregattenkapitän Kurt Stippkugel und seinem Stellvertreter für Politische Arbeit (STKPA), Kapitänleutnant Helmut Kubasch sowie der gesamten Grundorganisation stellte, unterschied sich in nichts vom militärischen Auftrag – schnellstmöglich und geordnet die Truppe zu formieren und in Dienst zu stellen.

Entladung und Vormontage im Rostocker Hafen
Empfang der SSR im Stadthafen Rostock, beladen des Tiefladers mit dem Container

2. Etappe: 01.12.1979 – 31.07.1980 – In dieser Etappe wurde die Zuführung von Personal fortgesetzt. Selbst ein Plan zur Überführung der Abteilung vom Friedens- in den Kriegszustand wurde zu diesem Zeitpunkterstmals erarbeitet und in Kraft gesetzt, obwohl noch keine Kampftechnik übernommen wurde. Bis Mai 1980 wurde verstärkt allgemeinmilitärische Ausbildung durchgeführt. Am 29. April 1980 wurde die gesamte Abteilung in die Dienststelle Gelbensande im Standortbereich Rövershagen/ Rostock verlegt. Die Unterbringung des gesamten Personals erfolgte in einer einzigen Baracke. Die KRA war Gast in der bis dahin ansässigen Raketentechnischen Abteilung der 4. Flottille (RTA-4), die bis dato in dieser Dienststelle Hausherr war. So nutzten die Angehörigen der KRA-18 gemeinsam alle Einrichtungen der RTA-4. Auch die rückwärtige Sicherstellung, die Verpflegung, Bekleidungsausrüstung, die Betankung der Kfz sowie die medizinische Versorgung wurden durch die RTA-4 sichergestellt. Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen der RTA-4 war beispielhaft. Dennoch war die Unterbringung der Kfz und anderer Technik sehr eingeschränkt. Zu diesem Zeitpunkt sah die personelle Auffüllung wie folgt aus:

  • Offiziere – Soll: 17/ Ist: 8
  • Fähnriche – Soll: 15/ Ist: 1
  • Berufsunteroffiziere – Soll: 9/ Ist: 2
  • Unteroffiziere auf Zeit – Soll: 17/ Ist: 14
  • Matrosen Grundwehrdienst – Soll: 21/ Ist: 19

Somit war die KRA-18 erst zur Hälfte personell aufgefüllt. Auch die Kfz waren noch nicht zugeführt. Lediglich 5 Kraftfahrzeuge von 54 geplanten befanden sich im Bestand der neuen Einheit. Ab Juni 1980 wurde begonnen, die ersten Gefechtsraketen P-21 und P-22, aber auch Lehrmodelle und ein Schnittmodell für die Ausbildung in Frankfurt/ Oder abzuholen.

3. Etappe: 01.08.1980 – 30.11.1981 – Die letzte Etappe war gekennzeichnet von der schwungvollen Zuführung der Raketen, der Startrampen und der dazugehörigen Raketenmunition und der abschließenden personellen Auffüllung. Die Gefechtstechnik bestand aus einer SSR mit einem Basisfahrzeug mit erhöhter Geländefähigkeit, mit einer Gefechtskabine und einer doppelten Startmöglichkeit zum Verschuß von Seezielraketen der Typen P-21 und P-22, einer Weiterentwicklung und Verbesserung der Seezielrakete P-15. Im Oktober 1980 wurden die ersten beiden Startrampen, zerlegt in jeweils drei Hauptteile – Basisfahrzeug, Gefechtskabine und Startkontainer – per Eisenbahntransport unter strengster Geheimhaltung am Gleisanschluss der Dienststelle Schwarzenpfost zugeführt. Kurt Stippkugel, der als Stabschef der Spezialküstenartillerieabteilung zehn Jahren früher an gleicher Stelle seinen Dienst versah, erinnert sich: „Das war eine ganz neue Generation von Bewaffnung. Wenn wir zur damaligen Zeit mit nahezu einem Dutzend Spezialfahrzeugen die Kampftechnik an der Küste entfalteten, so befand sich mit dem neuen System „Rubesh“ alles plötzlich sehr kompakt und äußerst mobil lediglich auf einem Startfahrzeug, welches selbständig und im Verbund handeln konnte. Eine völlig neue Dimension des Waffeneinsatzes.“

Mit dem Eintreffen der Gefechtstechnik im Oktober 1980 trafen auch die sowjetischen Werkspezialisten und Militärangehörigen ein, die die Technik zur Übergabe an die deutsche Seite vorbereiteten und einsatzfähig machten. Somit begann der nächste und wichtigste Schwerpunkt für die junge Einheit – die spezialfachliche Ausbildung des Personalbestandes der Start- und der Technischen Batterie (TB). Weitere Intensivausbildungslehrgänge mit sowjetischen Spezialisten fanden auch vom Februar bis April 1981 statt. Die Ausbildung des Personalbestandes hatte, im Gegensatz zum Vorgängertyp „Sopka“, grundsätzlich in der DDR zu erfolgen.

Auch der Aufbau des Regelbereichs für die Raketen wurde nun endgültig abgeschlossen, der einherging mit einer intensiven spezialfachlichen Ausbildung bei den Angehörigen der raketentechnischen Einheit (TB). Die Matrosen, Unteroffiziere und Offiziere saugten, förmlich wie ein Schwamm, alle Details und technischen Tipps von den sowjetischen Spezialisten auf. Verständigungsschwierigkeiten gab es diesbezüglich nicht. Unter Leitung des Stellvertreters des Kommandeurs der KRA-18 für Raketenbewaffnung, Korvettenkapitän Uwe Lonitz, wurde die Übernahme der Gefechtstechnik vollumfänglich abgeschlossen. An seiner Seite standen auch Raketenspezialisten der neuaufgestellten KRA, die über mehrere Jahre in der Sowjetunion im Fachgebiet Seezielraketen ausgebildet wurden waren. Hier seien die Oberleutnante Schrepper (Offizier für Funkmeß- und Waffenleittechnik) und Glodschei (Batteriechef der 1. Startbatterie), auch der STKPA Kapitänleutnant Helmut Kubasch oder Kapitänleutnant Dieter Eger, der als erster Batteriechef der TB eingesetzt wurde, angeführt. Die erste selbständige Verlegung von zwei Startrampen in die Funkmeßstellung der Grenzbrigade Küste nach Neuhaus fand am 11. und 12. November 1980 statt. Dort erfolgte erstmalig die Justierung der Funkmeßanlage „Harpun“ der beiden ersten Startrampen. Am 15. Dezember 1980 wurde die KRA-18 offiziell in Dienst gestellt.

Nachdem der Personalbestand der KRA-18 die Grundlagen des Raketeneinsatzes theoretisch und praktisch sich angeeignet hatte, mussten die Startbatterien durch Batteriegefechtsübungen (BGÜ) beweisen, dass sie auch selbständig und im Zusammenwirken die Gefechtsaufgaben erfüllen konnten. Somit erhielt der erste Batteriechef der 2. Startbatterie, Oberleutnant Brennecke,  am 6. April 1981 zum Thema „Übernahme und Übergabe von Raketen und Vorbereitung der SSR zum Marsch, Marsch in eine Startstellung und die Handlungen im Gefecht“ eine konkrete Aufgabenstellung, die er fachlich und führungsmäßig in seinem Entschluss dem Kommandeur der KRA zu melden und anschließend auszuführen hatte. Seine Einheit erreichte die Note „Gut“. Am Folgetag musste die 1. Batterie unter Führung von Oberleutnant Glodschei die gleichen Handlungen zum selbigen Thema abarbeiten. Sie legte ihre erste BGÜ mit der Note „ Befriedigend“ ab. Auch die TB hatte ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zum Thema „Teilweise Überführung von Lehrgefechtsraketen aus der Bereitschaftsstufe (BS)-III in die BS-I unter stationären Bedingungen“ unter Beweis zu stellen. Eine Woche später, am 13. April 1981, wurde unter Anwesenheit und Kontrolle durch sowjetische Spezialisten die erste Abteilungsgefechtsübung (AGÜ) der neugebildeten KRA als Abnahmeübung unter dem Thema „Die Vorbereitung und Übergabe von Raketen, ihre Beladung und die Durchführung des Gefechts“ durchgeführt. Auch der Stab der KRA-18 begann in der Folgezeit organisiert verschiedene Stabstrainings durchzuführen, um auch seine Führungsqualtäten zu festigen und zu vervollkommnen. So fand unter der Leitung des Kommandeurs der KRA-18 ein Stabstraining zum Thema „Die Erarbeitung der Gefechtsdokumente, die Durchführung eines Raketenschlags im Interesse eines Geschwaders“ am 16. Juni 1981 statt. Zum Abschluss des Ausbildungsjahres 1980/81 wurde vom 10.-13. November 1981 eine AGÜ unter mobilen Bedingungen unter der Leitung des Kommandeurs der KRA zum Thema „Der Einsatz der Startbatterie der Abteilung zur selbständigen Bekämpfung gegnerischer Überwasserkräfte“ durchgeführt. Im Detail wurden folgende Handlungen abgenommen:

  1. Beladen einer SSR
  2. Verlegen der Kolonne
  3. Funkmeß-Übungen auf reale Ziele aus der Stellung NEUHAUS
  4. Beziehen eines Raumes und Organisation von Schutz, Sicherung und Verteidigung im Raum WILLERSHAGEN)
  5. Regeln von Raketen
  6. Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft

Die personelle Auffüllung sah mit Ende der dritten Etappe wie folgt aus:

  • Offiziere – Soll: 17/ Ist: 16
  • Fähnriche – Soll: 15/ Ist: 2
  • Berufsunteroffiziere – Soll: 11/ Ist: 14
  • Unteroffiziere auf Zeit – Soll: 31/ Ist: 32
  • Matrosen Grundwehrdienst – Soll: 57/ Ist: 54

Die Abteilung war somit zu 88,3% personell aufgefüllt. Von den geplanten 57 Kfz befanden sich 47 Fahrzeuge im Bestand. Am 30. September 1981 wurde die KRA in das System der Gefechtsbereitschaft der Volksmarine eingegliedert und am 5. November 1981 konnte dem Chef der Volksmarine, Admiral Wilhelm Ehm, gemeldet werden, dass die Aufstellung der KRA sowie die Herstellung der Geschlossenheit der militärischen Kollektive in der neuen Kampfeinheit im geplanten Umfang abgeschlossen werden konnten. Erstmals traten, nach zehnjähriger Unterbrechung, die Küstenartillerie- und Raketentruppen der Volksmarine, im Rahmen der Übung der VM „Herbstwind 81“ wieder  in Aktion. Die KRA nahm an dieser Übung, die unter der Leitung des Chefs der Volksmarine stand, im vollen Bestand in der Zeit vom 14.- 19. September 1981 teil und verlegte in den Raum Willershagen. Übungen in dieser Kategorie haben die Eigenschaft, Mängel und Unzulänglichkeiten erbarmungslos, auch den Teilnehmern der KRA, aufzuzeigen. Die vorhandenen Nachrichtenmittel und -kräfte gewährleisteten nicht das Zusammenwirken mit anderen Flottenkräften. Die Ausrüstung des Führungspunktes der KRA war noch unvollständig. Auch die Kräfte und Mittel zur Sicherung des Entfaltungsraumes der KRA waren nicht ausreichend. Der Ausbildungsstand des Funkmeß-Personals entsprach noch nicht den geforderten Normen. Die Betankung von Raketen war nicht gewährleistet. Die Feuerstellung der Startrampen war nicht vermessen. Auch die medizinische Sicherstellung der Abteilung entsprach nicht den Forderungen. Das waren nach dem ersten Einsatz der KRA harte Kritikpunkte für den Kommandeur, seinen Stellvertreter und die Einheitskommandeure. Sie nahmen sich aber dieser Problemstellungen an, berieten diese in den militärischen und Parteikollektiven und unternahmen insbesondere in der Anfangsphase nach dem Aufbau der KRA gewaltige Anstrengungen, um diese Mängel abzustellen. Oft wurde bis in die Nacht hinein gearbeitet, persönliche Entbehrungen wurden auf sich genommen und die Belange der Familien der Berufssoldaten größtenteils hintangestellt.

Somit besaß ab diesem Zeitpunkt die Volksmarine wieder eine Waffengattung, deren Kampfkraft und Mobilität es beim Gegner galt, sie auf dem geschlossenen Seekriegsschauplatz der  westlichen  Ostsee zu berücksichtigen. Die strikte militärische Geheimhaltung des Aufbaus der KRA trug aber wesentlich dazu bei, dass die gegnerischen NATO-Seestreitkräfte lange Zeit über deren Existenz keine ausreichenden, zum Teil nur sehr nebulöse Kenntnisse hatten.

Die Hauptanstrengungen für das neue Ausbildungsjahr 1981/82 waren darauf ausgerichtet, dass unter den Bedingungen der ständigen Gefechtsbereitschaft planmäßig die Geschlossenheit der Einheiten zur Erfüllung der Gefechtsaufgaben unter allen Lagebedingungen herzustellen und die im Plan zur Überführung der Abteilung vom Friedens- in den Kriegszustand festgelegten Aufgaben normgerecht zu erfüllen sind. Dazu wurden erforderliche Führungsdokumente bis Ebene Batterie und selbständiger Zug mit folgenden Schwerpunkten erarbeitet bzw. präzisiert:

  • dass die Startbatterien, im Bestand der vorhandenen vier Startrampen,  den Gefechtseinsatz unter allen Lagebedingungen gewährleisten
  • dass die TB normgerecht die Überführung der Raketen in den Verschußzustand  unter allen Lagebedingungen erfüllt
  • dass der Transport- und Nachladezug (TNL-Zug) unter allen Bedingungen Raketen zu den Startrampen zuführt, einen Beladepunkt im Gelände einzurichten und alle weiteren Transportaufgaben zu erfüllen hat
  • dass der Führungszug stabile Nachrichtenverbindungen herzustellen und die Zeiten der Betriebsaufnahme zu senken hat sowie den tragbaren Fla-Raketenkomplex „Strela-2M“ zur Abwehr von Nahbereichszielen in das System der Gefechtsbereitschaft  einzugliedern und die Organisation des Führungspunktes zu vervollkommnen hat

Die noch nicht abgeschlossene Ausrüstung der Abteilung mit Nachrichtenmitteln behinderte auch noch zu diesem Zeitpunkt erheblich die Organisation des Zusammenwirkens mit den Stoßkräften. Neben diesen Ausrüstungsproblemen gab es erhebliche Erschwernisse bei der Durchführung der Ausbildung des Personals, denn durch die zugeführte Technik war schon zu diesem Zeitpunkt die Dienststelle Schwarzenpfost überbelegt. Eine Erweiterung der Dienststelle, besonders der Technischen Zone (TZ) auf die Belange der neu aufgestellten KRA war geplant und wurde nun Schritt für Schritt durch Baubetriebe in Angriff genommen. Das Baugeschehen behinderte die Ausbildung während der gesamten Bauzeit, deshalb wurde unter  anderem auch nachts ausgebildet. Der Geheimhaltung der Bauvorhaben und des Eintreffens der Technik  wurde größte Aufmerksamkeit geschenkt. In der TZ wurden folgende Erweiterungen begonnen:

  • Bau der überdachten Tankplätze und der Tanklager für Oxydator und Brennstoff
  • Bau des Chemischen Labors mit separaten Umkleide- und Duschräumen für das Betankungspersonal
  • Bau der Raketenmontage – und Regelhallen sowie weiterer Arbeitsräume
  • Bau des Unterkunftgebäudes für drei Küstenraketenabteilungen
  • Bau von betonierten Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Lagerhallen, Bunkern und den oben genannten neuen Gefechtsstationen
  • Übernahme von Wohnungen für die Berufssoldaten am Standort Gelbensande
  • Schrittweise wurde die Dienststelle der RTA-4 nach Warnemünde verlegt, die beginnend freiwerdenden Räumlichkeiten wurden von der KRA-18 übernommen
  • Um die neuen Startrampen nicht vollends der Witterung und der steten Satellitenaufklärung durch den Gegner auszusetzen, wurden bis zur Fertigstellung der großen und neuen Abstellhallen die ersten beiden Startrampen provisorisch unter einem original russischen Großraumzelt abgestellt

Mit dem neuen Ausbildungsjahr begann, trotz Einschränkungen durch das Baugeschehen, die planmäßige und aufbauende Gruppen- und Zugausbildung, gefolgt von Normüberprüfungen in der Spezialausbildung sowie taktischen Übungen der Einheiten sowie die Ablegung der Aufgabe 1. Gleich mit Beginn des zweiten Halbjahr erfolgte die taktische Ausbildung der gesamten Abteilung, galt es nun den ersten Beweis mit dem ersten faktischen Waffeneinsatz anzutreten. Am 3. Juni 1982 verlegten Teile der TB im Rahmen eines Kolonnenmarsches zu faktischen Betankungsübungen in die Raketentechnische Abteilung der 6. Flottille und erfüllte mit der Note „sehr gut“ die erste scharfe Betankung mit den Raketentreibstoffkomponenten. Tage später erhielt die KRA nach einer taktischen Übung vom 8. -10. Juni 1982 mit der Bewertung „sehr gut“ auch die Zulassung zum Raketenschießabschnitt (RSA).

Das erste Schießen im Juni 1982 war ein Höhepunkt im Leben der Abteilung. Es gab eine vorbildliche Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Baltischen Flotte bei der Überführung in das Schießgebiet und während des gesamten Aufenthalts in der Sowjetunion. Das endgültige Klarmachen der Raketen zum Schuss und die letzten Kontrollen wurden gemeinsam mit Offizieren der Technischen Batterie des Küstenraketenregiments der Baltischen Flotte unweit der Ortschaft Donskoje (früher Palmnicken) durchgeführt. Insgesamt war das Schießen mit dieser Technik ein großer Erfolg. Es gab während des faktischen Waffeneinsatzes an der Technik keinerlei Störungen oder Ausfälle.

Nach dem Schießabschnitt, welcher gründlich ausgewertet wurde, galt es, den taktischen Einsatz der einzelnen Einheiten weiter zu entwickeln und zu verbessern. Besonders war der Tatsache Rechnung zu tragen, dass vor allem Wehrpflichtige, mit einer achtzehnmonatigen Dienstzeit zum Einsatz kamen. Insgesamt muss man einschätzen, dass alle Matrosen, Unteroffiziere, Fähnriche und Offiziere eine hohe Disziplin und vorbildlichen Einsatzwillen an den Tag legten. Trotz der vorhandenen und auch weiterhin andauernden Unzulänglichkeiten bei der Unterbringung in der Kaserne zeigten die einzelnen Kollektive eine hohe militärische Meisterschaft. Bei den Ausmärschen mit den Rampen und anderer Technik wurde vorwiegend die Nachtzeit genutzt. Ausmärsche erfolgten zum Einmessen nach geographischen Punkten, Aufklären, Klassifizieren und Begleiten von Zielen aus verschiedenen Feuerstellungen und auf besonderen Befehl zur Verlegung in Warteräume und Übungsfeuerstellungen. Das Zusammenwirken mit anderen Kräften wurde insbesondere mit Schiffen verschiedener Flottillen, mit Funkmeßstationen der Grenzbrigade Küste, dem Kampfschwimmerkommando (KSK) zur Diversantenabwehr, vor allem aber mit Schiffsschlagruppen zur Führung gemeinsamer Schläge in der westlichen Ostsee organisiert. Der Stellungswechsel der SSR in der Normzeit und das Beladen der SSR mit Raketen wurden vorwiegend in der Dienststelle unter einfachen und komplizierten Bedingungen trainiert.

Gleichzeitig mit der taktischen und spezialtechnischen Ausbildung wurde der allgemeinmilitärischen Ausbildung sowie der politischen Schulung große Aufmerksamkeit geschenkt. Die personelle Auffüllung der KRA war zum Ende des Ausbildungsjahres 1981/82 weitestgehend abgeschlossen und stellte sich wie folgt dar:

  • Offiziere – Soll: 17/ Ist: 17
  • Fähnriche – Soll: 13/ Ist: 3
  • Berufsunteroffiziere – Soll: 20/ Ist: 20
  • Unteroffiziere auf Zeit – Soll: 31/ Ist: 32
  • Soldaten auf Zeit – Soll: 3/ Ist: 0
  • Matrosen Grundwehrdienst – Soll: 62/ Ist: 63

Der Auffüllungsgrad betrug 92,5%. Die Abteilung war somit gefechtsbereit. Im Juli 1982 wurde der erste Stabschef der KRA-18, Kapitänleutnant Bitzer, versetzt. An seine Stelle trat nun Korvettenkapitän Uwe Lonitz.

Mit der Indienststellung der ersten Küstenraketenabteilung und der erfolgreichen Erfüllung der ersten Gefechtsaufgaben entstand auch bei den Seestreitkräften der Verbündeten Ostseeflotten, beim Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV), bei Partei und Regierung sowie in anderen Teilstreitkräften ein reges Interesse für die neue Waffengattung der Volksmarine. Hier ein Auszug verschiedener Truppenbesuche in der KRA-18:

  • Am 24. und 25. November 1981 wurden die erste SSR der 2. Startbatterie unter Führung von Oberleutnant Brennecke und der TNL-Zug unter Leitung von Obermaat Pellegrin dem Befehlshaber der Verbündeten Ostseeflotten Admiral Michailin in Begleitung des Chefs der VM vorgestellt, Fregattenkapitän Stippkugel gab dazu notwendige Erläuterungen.
  • Am 12. März 1982 besuchte der Minister, Armeegeneral Heinz Hoffmann, die KRA-18. Ihn begleiteten dabei sein Stellvertreter und Chef des Hauptstabes Generaloberst Heinz Keßler, sein Stellvertreter und Chef  Technik Generaloberst Fleißner, der Chef VM Wilhelm Ehm, der Chef der Politischen Verwaltung der VM Günter Kutzschebauch sowie der Vertreter des Oberkommandierenden der Vereinten Streitkräfte (VSK) beim MfNV Admiral Scharow und der Vertreter des Oberkommandierenden der VSK beim Chef Volksmarine Admiral Marlow.
  • Bei der Übung „Meilenstein 82“ wurde am 20. Mai 1982 die 1. SSR der 1. Startbatterie unter Führung von Oberleutnant Glodschei dem Mitglied des Politbüros Günter Mittag in der 4. Flottille vorgeführt.
  • Am 27. Juli 1982 erfolgte eine gleichartige Vorführung der neuen Gefechtstechnik vor dem Chef des Militärbezirks V.

Die Erfahrungen beim Aufbau der KRA-18 hatten wesentliche Bedeutung für die spätere Entwicklung zu einem Regiment mit einer großen Feuerkraft.

Nach persönlichen Aussagen der Hersteller bei der Indienststellung der Kampftechnik wurde “Rubesh“ zeitlich sogar früher bei der Volksmarine eingeführt als in den verschiedenen Sowjetflotten der UdSSR.

“Das Ausbildungsjahr in der NVA begann immer zum 1. Dezember und endete im Folgejahr zum 30. November.”