1. Regimentstreffen 2002

1. Regimentstreffen

Begrüßungsrede zum 1. Regimentstreffen am 12.10.02 im Veranstaltungszentrum “An der Hasenheide” in Bentwisch/ Rostock.

Liebe Kameraden, Freunde und Angehörige, ich möchte Euch zu unserem 1. Treffen unter dem Motto
„Wir finden uns wieder“
recht herzlich willkommen heißen.

Ich bin sehr angetan, dass viele der Einladung hier nach Bentwisch gefolgt sind. Es sind insgesamt 150 Angehörige mit Partnern und Freunden gekommen. Das ist beeindruckend und selbst in unseren kühnsten Gedanken nicht erwartet wurden.
Nicht immer haben wir nach einer so langen Zeit die Anschrift aller ermitteln können, dieser oder jener ist in den letzten Tagen erst informiert wurden, andere sind privat oder beruflich leider verhindert, einige wenige wollen vielleicht mit ihrer und unserer Vergangenheit nichts mehr zu tun haben und sind deshalb nicht hierhergekommen.
Ich meine, dass wir – ich spreche hier von der  Dresdner Gruppe  – und das sind Hans-Jürgen Galda, Silvio Prasser, Erik Pellegrin, Uwe und Carsten Walter, Torsten Winkler, Mario Kirsch, Frank Heuer und meine Wenigkeit,  die Ende April diese Veranstaltung auf gemeinsamen Wunsch ins Leben gerufen und auf diesen Tag fixiert haben.
Und so übernahm ich in der Folgezeit gern als letzter Kommandeur des Küstenraketenregiments die wesentlich angenehmere Aufgabe Euch heute und hierher zusammenzurufen im Gegensatz zu den unrühmlichen Pflichten, die ich im Zeitraum August bis Dezember 1990 im Wesentlichen übertragen bekam. Wer also als Mensch, seine eigenen Mitstreiter, Kameraden und Unterstellte wegschickt, geht immer davon aus, sie auch irgendwann und gelegentlich wieder zurückzuholen. So denke ich darüber, es ist für mich eine zutiefst menschliche Regung. Der Truppenteil ist zu seiner Zeit, in den Jahren seines militärischen Höhepunktes und seines Niedergangs, mit meinem Leben verschmolzen und dieser Prozess hat bis zum heutigen Tag nicht aufgehört.


Es wurde im letzten Jahr seitens des Militärhistorischen Museums in Dresden, genauer genommen, über dessen Förderverein, die Bitte an mich herangetragen fachliche Unterstützung bei der Verlegung der letzten auf deutschen Boden befindlichen selbstfahrenden Startrampe des Typs Rubesh zu erweisen.
Dieser Bitte bin ich nachgekommen und ein Telefonat genügte, um Jürgen Galda mit dieser Aufgabe zu betrauen. Er aktivierte, trotz einer Vielzahl beruflicher Probleme, Teile seines Bereiches und ich musste ihn schon bremsen damit kein Feldlager im Rückwärtigen Raum von Dresden entfaltet wird.
Nachdem wir uns das erste Mal nun in Dresden getroffen hatten, stellten wir fest, dass nicht nur der Zustand der Technik bemerkenswert gut erhalten war und wir die Verlegung in näheren Betracht ziehen konnten, sondern auch unserer aller subjektiver Zustand die Erfüllung weitergehender Aufgaben zuließ, als hätte es die letzten 12 Jahre nicht gegeben.
Ich konnte mich auch in den vielen Gesprächen während der Wartungsarbeiten, aber auch am Biertisch abends überzeugen, dass jeder von uns gewaltige und komplizierte persönliche Veränderungen durchgemacht hat und auch gegenwärtig von existenziellen Problemen nicht befreit ist.
Ich gehe davon aus, dass auch die hier Anwesenden unserer Truppe diesen nicht einfachen Weg gegangen sind und uns auch in Zukunft diesbezüglich nichts geschenkt wird.
Viel bemerkenswerter ist aber die Tatsache, dass trotz äußeren Bedingungen, wir zumindest einen Teil unserer inneren Werte erhalten haben und auch erhalten wollen. Sonst hätte es kein Dresden gegeben und auch der heutige Tag hätte nicht stattgefunden.
Also kurzum, es gibt da was in unserer Truppe, was uns zusammenbringt und zusammenhält. Ob es da nicht noch mehr gibt, wird die Zukunft zeigen.
Zurück zum ersten Treffen im November 2001: Es war nicht schwer für uns den Zustand unserer Technik zu analysieren und auf dieser Basis zu einer Entscheidung zu kommen.
Schwerer war es eigentlich herauszubekommen, welche Interessen mit unserer Technik befriedigt werden sollten: Die von verrückten Panzerfahrern aus Ost oder West, die eine Rariatät von NVA-Großtechnik über bundesrepublikanische Panzerübungsplätze zu unterschiedlichen Anlässen jagen wollten oder sollten wir ein billiges Spezialtransportkommando stellen, um unsere Rampe zu einer Abstellfläche nach Zeithain zu verlegen, damit die Baufreiheit für Umbauarbeiten am bisherigen Abstellort im Hof des ehemaligen Militärgefängnisses der 7. Panzerdivison verwirklicht werden konnte ?
Der Förderverein des Museums, dessen Mitglied auch ich bin, ist vielleicht ein Medium, wo all diese oder ähnliche Fragen diskutiert werden können, aber Entscheidungsmacht allein hat der Eigentümer – die Bundeswehr in Form des Militärhistorischen Museums. Das seinerseits hielt sich bis dato eigentlich sehr bedeckt und ließ nicht viel von seinen Absichten verlauten.
Trotz unklarer Zukunftsgestaltung begannen die Vorbereitungen für die Verlegung, die in recht umfangreiche Konservierungsmaßnahmen vor allem des Kfz-technischen Teils übergingen. Während dieser Treffen entwickelten wir als Gruppe unsere Gedanken, um dem Museum zu verstehen zu geben, welche Interessen wir als die wahren und einzigen Eigentümer vertreten.
Die Rampe ist als militärhistorisches Gut eingestuft, darf also nicht verschrottet werden. Sie  wurde auch auf unser Drängen nicht nach Zeithain verlegt, sondern blieb letztendlich doch in Dresden. Weiteren exotischen Zweckbestimmungen wurde durch unsere Gruppe nicht entsprochen.
Insgesamt an fünf Wochenenden reiste die Jungs an und unternahmen völlig von sich aus und unentgeltlich Wartungsarbeiten im notwendigen Kfz-technischen Umfang. Wir müssen auch der gerechtigkeitshalber eine verbesserte Zusammenarbeit mit dem Förderverein registrieren. Die Unterbringung erfolgte nicht mehr in Gasthäusern und Pensionen auf eigene Kosten, sondern im Wohnheim der Standortverwaltung Dresden. Die Versorgung mit materiellen und Verbrauchsmitteln klappt besser.

Am 27. April 2002 wurde die Startrampe direkt in den Bereich des Museums per Straße verlegt.
Weitere Aktivitäten wurden bewusst vorerst auf Eis gelegt, weil:

  1. wir eine definitive Entscheidung des Museums zur Kenntnis nehmen wollen, in der auch unsere Interessen als Nutzer dieser Technik eindeutig fixiert sind.
  2. wir sowohl dem Museum als auch dem Förderverein durch unsere hohe fachmännische Qualifikation gezeigt haben, dass wir können, wenn wir wollen.
  3. wir es in der Folgezeit als wesentlich wichtiger betrachten unsere Truppe zu einem Treffen zusammen zu rufen, um jenes in einem größeren Maßstab zu praktizieren, wovon ich eingangs gesprochen habe.

Leider kam bis zum heutigen Tag kein Treffen mit dem Leiter des MHM Dresden zustande. Erst der Wechsel des Minister, dann die Flutkatastrophe und letztendlich die unklare politische Lage mit einem möglichen Regierungswechsel bei den Wahlen paralysierten den Staatsapparat und damit die Entscheidungsträger des Museums, verhinderten das Zustandekommen von weiterführenden Gesprächen.
Mein Streben war ursprünglich so ausgerichtet, Euch heute die neusten Informationen in dieser Angelegenheit mitzuteilen. Es ist ein Gespräch für den 22. Oktober angesetzt.
Unabhängig davon ist uns eins  gewiss: wir haben dieses Treffen auf die Reihe bekommen und das ist, liebe Kameraden und Freunde, ein viel größerer Gewinn, ein Sieg für uns, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Wiedersehensfreude.
Ich habe im Laufe der Wochen und Monate nach unserem 1. Treffen in Dresden 2001 verstehen müssen, es geht doch nicht um die Rampe an sich. Das letzte technische Relikt unseres Truppenteils auf deutschen Boden war für mich der Auslöser, um das zusammenzubringen, was wir heute geschafft haben. Und das zählt doch viel mehr im Leben. Die Rampe, wenn wir „dürfen“ und wenn wir auch wollen ist doch in kürzester Zeit durch uns und mit Unterstützung des Museums sowie des Fördervereins paradefertig hergerichtet. Fragen technischer Vorführungen zu sogenannten Tagen der offenen Tür müssen abgecheckt werden. Damit haben wir doch wahrhaftig kein Problem oder ? Das ist doch kein Lebenswerk, sondern eine Aktion, die einen Anfang und ein Ende hat. 
Denn wer heute hierhergekommen ist, so glaube ich und wünsche es mir natürlich, der wird doch auch, egal wie und mit welcher Intensität, mit dazu beitragen, dass ein Stück unseres Lebens und Wirkens für die Nachwelt erhalten bleibt. Aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Jeder wird aber spätestens dann, so wie Uwe Walter es im vorigen Jahr in einer unsere vielen Unterhaltungen treffend auf einen Nenner gebracht hat, vermutlich den Wunsch haben und eines Tages mit seinem Enkel an ein Stück Militärtechnik treten und beeindruckend genau und ausführlich erzählen können, worüber der kleine Bub bestimmt sehr erstaunt und verblüfft sein wird und der Opa in diesem Moment ein großes Stück Glück wiederfindet, was er einst verloren hat.

Ich freue mich sehr auf die vielen Gespräche mit Euch, wünsche allen einen wundervollen Abend und möchte mich schon an dieser Stelle beim Organisator, Frank Heuer, der gemeinsam mit seiner Frau hier vor Ort dieses Treffen vorbereitet hat, bedanken.

Dank geht auch im Voraus an die Adresse des Hauses, dem Hotel an der Hasenheide für die gastronomische Umrahmung und Services sowie Logis für die Angehörigen, die heute hier übernachten werden und an DJ Walter, der mit seinem Instrumenten und seiner Ausrüstung die Stimmung herzaubern wird, die wir eigentlich aus der Vergangenheit her gewohnt sind.
Bevor ich nun den Startschuss für unseren heutigen Abend gebe, möchte ich Euch nach meiner offiziellen Begrüßung und vor Eröffnung des Buffets nochmals um Aufmerksamkeit bitten, denn ich möchte Euch einen Vorschlag unterbreiten, einige organisatorische Anliegen bekanntgeben und Euch einen Freund vorstellen, mit dem ich heute gemeinsam angereist bin.
Übrigens jeder hat das Recht von hier aus zu sprechen. Ich habe als Mitinitiator des heutigen Abends soeben davon Gebrauch gemacht.
Hiermit ist das 1. Treffen der Angehörigen des Küstenraketenregiments–18 eröffnet. Ich möchte mit Ihnen auf die Gesundheit aller seiner Angehörigen, deren Familien und Freunde anstoßen und wünsche uns ein paar unvergessliche und schöne Stunden in dieser angenehmen Atmosphäre in gar nicht so großer Entfernung unseres ehemaligen Standortes Schwarzenpfost.

Zum Wohl !  Auf uns !
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