Die 9. Marinewaffenschau 2019 in Sankt Petersburg
VorankündigungEin Bericht von K.-P. Gödde mit freundlicher Unterstützung von Holger Neidel und Egbert Lemcke – Januar 2020
Es ist im Grunde genommen ungewöhnlich über einen Messebesuch zu berichten, an dem der Autor gar nicht teilgenommen hat. Aufgrund privater Gründe war ich letztes Jahr an einer Teilnahme verhindert. Das soll die Sache aber nicht in Abrede stellen. Aber wenn man gute Freunde hat, die vom Fach sind und denen meine Bitte mir die gewünschten Informationen zukommen zu lassen, kein Problem darstellt, dann kann ich getrost darüber ein paar auswertende und informative Zeilen verfassen. Dabei geht es selbstverständlich um ganz spezielle Themen, die auf meiner Wunschliste gestanden haben. Deshalb bezieht sich dieser Bericht schwerpunktmäßig auch nur auf die Thematik KRT und ein paar allgemeine Erlebnisse unserer Teilnehmer. Aber vorab erst einmal ein paar einleitende Worte.
Das Programm und die einzelnen Themen unter folgendem Link oder als pdf-Datei zum Download. http://www.navalshow.ru/en/programma/program-imds-2019/
Programm IMDS 2019 1 Datei(en) 736.95 KB
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Alle umfassendenden Schwerpunkte werden in diesem Präsentationsfilm dargestellt. (russisch)
Die beiden Fotos zeigen Holger Neidel und Egbert Lemcke – unsere Messeteilnehmer – vor einem Raketenkomplex, der im nächsten Punkt Betrachtungsgegenstand meiner Ausführungen sein wird.
Der neue Komplex Rubesh-MÄ
Da steht sie nun, die neue Startrampe des Typs Rubesh-MÄ.
M steht für modernisiert und Ä für Export. Davor ein Schnittmodell eines Containers der Vierfachstartanlage mit einer Antischiffsrakete vom Typ Kh-35UE.
Eine vietnamesische Delegation besichtigt interessiert Rubesh-MÄ
Der Hersteller ist der Konzern Morinformsystem-Agat. Dieses neue Produkt steht für eine weitere Entwicklung des Komplexes Rubesh zu effizienteren Gefechtsmöglichkeiten. Selbstverständlich war eine Besichtigung des Innenraums der Gefechtskabine auf der Messe nicht vorgesehen. Fakt ist aber, dass die Besatzung nur noch aus zwei Angehörigen besteht: aus einem Fahrer und einem Waffeneinsatzoffizier und Rampenkommandant. Es ist anzunehmen, dass der Fahrer auch weitere Aufgaben, wie zum Beispiel die Elektroversorgung und andere Sicherstellungsfunktionen erfüllen wird. Die Besatzung des alte Komplexes bestand noch aus fünf Mann. Und wenn man betrachtet, dass die Anzahl der Raketen sich verdoppelt hat, dann hat sich schon mal die Effizienz der Gefechtsmöglichkeiten vervielfacht. Hier die Taktisch-Technischen Daten, die der Hersteller auf der Messe angibt.
Zweckbestimmung:
Selbstfahrende Startrampe, Zweckbestimmt für die überhorizontale Beobachtung, Begleitung und Bekämpfung einzelner Überwasserziele, Schiffsverbände und Gruppierungen, sowie gegen Küstenziele.
Reichweite: 7-260 km
Arbeitsregime der Beobachtungsstation: rundum/ nach Sektoren
Anzahl der gleichzeitig auffaßbaren Ziele: 200
Beobachtungsreichweite:
für aktive Funkmeßstation: bis zu 250 km,
für passive Ziele: bis zu 750 km
Gefechtssatz Antischiffsraketen: bis 4
Die neuartige Antenne, die schräg über den Vierfachstarter ragt, wirft bezüglich Funktionsweise Interesse hervor, was wir in der nächsten Zeit analysieren, ggf. zur nächsten Messe 2021 hinterfragen werden. Interessant ist auch, dass die neue Rubesh-Startrampe vermutlich in den Komplex „Bal“ integriert ist. Als Modelle wurden sie auch gemeinsam ausgestellt. In der Reihenfolge von hinten nach vorne, sind folgende Fahrzeuge auf dem folgendem Bild erkennbar.
Von Hinten: Transport- und Nachladefahrzeug, mobile Startrampe, Monolith-B, Rubesh-MÄ
Weitere Informationen über das System “Bal/Monolith” können Sie auf unserer Seite “Zukunft” nachschlagen.
Die Teilnehmer an der IMDS 2019
Das Interesse an der diesjährigen Marinewaffenschau der ehemaligen Angehörigen der DDR-Volksmarine, besonders der aus der 6. Flottille, erfreut sich einer erhöhten Nachfrage. So besichtigte 2019 neben unseren langjährigen Hauptakteuren Holger Neidel und Egbert Lemcke sowie Hans Gerd Krause (Stabsoffizier, Bereich Nachrichten, Kommando Volksmarine). Auch andere Interessenten blickten neugierig nach Sankt Petersburg. Wenn ich bei der vorletzten Messe nirgendwo deutschsprachige Besucher habe feststellen können, und ich war an jedem Besuchertag anwesend, so konnten deutsche Experten in Zivil lokalisiert werden. Holger und Egbert unterhielten sich mit den deutschen Messebesuchern. In der Regel können Deutsche kein Russisch. Diese Gruppe hatte einen Bulgaren als Dolmetscher, der Russisch konnte. Der übersetzte das Russische ins Englische, welches wiederum die Deutschen aufnahmen. Für mich ergibt sich die einfache Frage, warum sprechen diese interessierten Stellen nicht uns an, die wir erstens vom Fach sind, zweitens in Deutsch und in Russisch darüber publizieren und sicherlich den Informationsverlust in der Kette Russisch-Bulgarisch-Englisch-Deutsch minimieren können. Wir werden sehen. Und genau da möchte ich meine Aufmerksamkeit lenken – auf die schon jetzt bekanntgegeben IMDS 2021.
Da die 10. Marinemesse vom 23.06.- 27.06.2021 in Sankt Petersburg geplant ist, werde ich schon heute diesen Termin in meinem Kalender blocken. Weitere Informationen können unter folgendem Link entnommen werden, der mit den Monaten und Jahren permanent aktualisiert werden wird. Es lohnt sich von Zeit zu Zeit reinzuschauen:
Die Messe ist nicht nur ein militärtechnologischer Event für die Schiffs- und Marine-Waffenexperten, sondern auch ein Treffen mit langjährigen, alten Bekannten, Freunden und herausragenden Persönlichkeiten im russischen Militärindustriellen Komplex und bei den Massenmedien. Neben dem technischen Know-how spielt somit einen nicht untergeordnete Rolle auch die menschliche Komponente. Mit Genehmigung der diesjährigen Teilnehmer sei es mir gestattet ein paar Fotos in diesen Beitrag zu dieser Thematik einzubinden, die mit ein paar Kommentierungen den Inhalt wiedergeben.
Von Links Holger Neidel, KzS Musatenko, KzS Degtjarjow (Absolvent Baku 1982), Egbert Lemke
Am Stand der Seekiegsakademie. In der Mitte KzS Musatenko, ein ehemaliger Lehroffizier der Akademie (Chef der Fakultät für Fernstudenten). Er hat Hans Gerd Krause (rechts) wiedererkannt. Dahinter ein Lehroffizier der Akademie. |
Vertreter der Werft Rybinsk in St. Petersburg. Ehemaliger Kommandant 1241 aus Baltijsk. Sehr interessante Gespräche mit ihm geführt. |
Igor Kosyr, ehemaliger U-Bootfahrer und Kapitän zur See. Wir kennen uns seit 2011. Er hat einen Verlag in Sankt Petersburg. Sein Vater, ebenfalls U-Bootfahrer und Abteilungschef, hat Anfang der 50-iger Jahre die ersten chinesischen U-Bootfahrer in Wladiwostok ausgebildet. Hier sind wir in den Räumen der Assoziation der Veteranenverbände der Flotte in Sankt Petersburg. Mit der Geschäftsstellenleiterin. |
Mit dem Chefkonstrukteur vom Krylow-Institut, der uns versuchte klar zu machen, wie und warum man Flugzeugträger konstruiert. Wichtig ist vor allem die Frage, ob man einen Atomreaktor spazieren fahren will oder ob der Träger noch andere Aufgaben zu erfüllen hat. |
Oleg Kuleshov (links) Schifffartsjornalist und Marineblogger https://www.facebook.com/groups/Shipdeck/ |
Gespräch mit A. W. Schljachtenko – Generaldirektor und Chefkonstukteur Konstruktionsbüro ALMAS |
In der Beständigkeit liegt die Erkenntnis!
Seit 2003 gibt es schon den Marine-Salon, wie er in russischen Fachkreisen genannt wird. Seit dieser Zeit sind auch unsere beiden Berichterstatter aktiv. Das ist mehr als bemerkenswert, spricht das nicht nur für eine menschliche Verbundenheit zur Russischen Flotte, sondern qualifiziert Holger Neidel und Egbert Lemcke zu Kennern der Materie. Weiter so! Ich werde wieder mit Euch dabei sein und sicherlich wird dieser oder jener mit von der Partie sein. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt sein, dass die beiden Ostseemetropolen Sankt Petersburg und seit längerem schon Kaliningrad mit einem gebührenfreien Visum angelaufen werden können, welches sehr exakt und ohne jeglichen Schreibfehler elektronisch zeitnah beantragt werden kann.
Dazu gibt es eine Website:
https://www.wr.de/reise/st-petersburg-fuehrt-kostenloses-visum-ein-id226634519.html
Im Folgenden möchte ich mit freundlicher Genehmigung von Egbert Lemcke, drei seiner Publikationen auf unserer Webseite veröffentlichen, die in deutschen und russischen Fachzeitschriften publiziert wurden:
Leinen Los 1 Datei(en) 4.74 MB
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IMDS 2003, Egbert Lemke "Die Enkel des Bären" 1 Datei(en) 4.20 MB
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Российский ВМФ в зеркале Финского залива 1 Datei(en) 504.73 KB
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