P-15 für Peenemünde

Eine P-15 für das Marinemuseum Peenemünde
Von Klaus-Peter Gödde und Holger Neidel

Im Jahr 2020 organisierte KK a.D Holger Neidel, ehemals Kommandant des kleinen Raketenschiffes 571 “Pr. 1241”, heute maßgeblich an der Erhaltung eines gleichartigen Museumsschiffes mit der taktischen Nummer 575 in Peenemünde beteiligt, über den Förderverein Peenemünde die Übernahme einer Seezielrakete vom Typ P-15 als Leihgabe aus dem Bestand des Militärhistorischen Museums (MHM) Dresden. Diese Rakete hatte K-P. Gödde zu seiner Zeit in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz ausfindig gemacht und in das Militärhistorische Museum Dresden verbringen lassen. Diese Rakete ist der Vorgängertyp der moderneren P-21 und P-22, mit denen sowohl die Raketenschiffe der Volksmarine Pr. 1241 als auch die mobilen Raketenstartrampen Rubesh des KRR-18 ausgerüstet waren. Erst in den letzten Wochen hat sich ergeben, dass es noch eine Reihe von diesen neueren Raketentypen in der Wehrtechnischen Dienststelle WTD-91 in Greding gab, die nach letztem Wissenstand ganz aktuell  an eine ausländische Militärmacht übergeben werden. Woher sollten Gödde und Neidel das früher wissen. Sie sind als ehemalige Angehörige einer „fremden Streitmacht“ schon seit über 30 Jahren aus dem Nachrichtenverteiler entfernt wurden. Aber zu diesen speziellen Details werden wir noch gesondert berichten.

Peenemünde und Seezielraketen P-15, da gibt es schon eine Beziehung. Wurden doch die ersten Raketenschnellboote des Projekts 205, also die Waffenträger der damals wirkungsvollsten Anti-Schiffsraketen der Welt gerade in Peenemünde von der Sowjetunion an die Volksmarine im November 1962 übergeben, weil erst zu einem späteren Zeitpunkt der Stützpunkt Bug bei Dranske fertiggestellt wurde. Soweit zur Vorgeschichte.

Nun ergab sich eine transportoptimale Lösung.

Eine Gruppe von aktiven W50-, LO- und L60-Besitzern treffen sich jedes Jahr und unternehmen gemeinsam kleinere und größere Kolonnenmärsche. Im Jahr 2020 trafen sich alle Enthusiasten in Eisenhüttenstadt und fuhren gemeinsam über die Seelower Höhen nach Peenemünde, wie auch schon im Jahr davor. Einer aus dieser Truppe brachte einen Tieflader mit und so wurde die P-15 Rakete vorab im Depot des MHM aufgeladen und nach Peenemünde mitgenommen. Das erste und letzte Mal, dass mit einem Proforma-Übergabebeleg – siehe Foto – am 18.06.2020 GVS-Technik der NVA übergeben wurde und völlig unverhüllt den 454 km langen Kolonnenmarsch von Dresden auf die Insel Usedom antrat. Sie ist wohl die einzigste Rakete, die einmal quer durch die DDR gefahren und gezeigt wurde. Sicherlich haben sich dieser oder jener Bundesbürger nicht nur nach der nostalgischen Kfz-Kolonne aus vergangener Zeit umgeschaut, sondern haben auch unsere P-15 in voller Pracht bei der Vorbeifahrt betrachten können. So traf sie im Peenemünder Hafen am Museumsschiff/ Marinemuseum ein, wurde in der Folgezeit liebevoll restauriert und steht nun für den interessierten Besucher im dortigen Marinemuseum. Sie ist wieder dahin zurückgekommen, wo sie vor über 60 Jahren einst aus dem Spezialimport aus der Sowjetunion eintraf. In diesem Zusammenhang möchten wir uns bei den Verantwortlichen und den beteiligten Akteuren bedanken, die uneigennützig die Seezielrakete P-15 Nr.06029 in das Einzugsgebiet der Ostsee, ihrer angestandenen Heimat, problemlos und kostengünstig wieder zurückgebracht haben.

Auch im Jahr 2021 trafen sich die Kfz-Enthusiasten in Peenemünde. Darüber berichtete die Ostseezeitung Ausgabe Greiswald/Vorpommern ausführlich. Man könnte annehmen, dass sich in Peenemünde nicht nur Schiffe und Technikeinheiten in der 1. Flottille wieder sammeln, sondern auch die Menschen von damals noch lange nicht einen Haken hinter ihr NVA-Schicksal gemacht haben.