Weitere Dokumente zur Absteuerung⁽¹⁾ der Hauptbewaffnung aus dem KRR-18

Um den Zusammenhang zu den damaligen Ereignissen herzustellen, ist es angebracht, die Seite 265 des Buches “Eine Eliteeinheit der NVA rüstet ab“ mit dem Untertitel “Die Amerikaner kommen” aufzuschlagen und die folgenden dreieinhalb Seiten vorab zu lesen.

Hier der Download-Link.  Seiten 265-268 1 Datei(en) 252 kB Download

Erstes Dokument:
Im Folgenden wird das Fernschreiben abgebildet, mittels dessen ich über den Termin und das Anliegen dieser amerikanischen Delegation vorab informiert wurde:

Ich kann es heute leider nicht mehr nachvollziehen, aber offensichtlich war das ursprüngliche Fernschreiben oder eine Kopie davon auf einem Thermopapier abgezogen wurden, denn damals existierte noch das sogenannte ORMIC-Verfahren, sodass der Lichteinfluss die Lesbarkeit mit der Zeit sehr stark einschränkte. Vermutlich ist dann eine Kopie von der Kopie gemacht und so verschwärzte sich zusehends die Textqualität des Fernschreibens. Ich habe eine uneingeschränkt lesbare Abschrift angefertigt und hier eingefügt, wobei die Eingangsbestätigung und das Vorhandensein von handschriftlichen Randbemerkungen im Original entfallen.

Hier das Fernschreiben nach Aufbereitung durch K-P Gödde:

Zweites Dokument:
Ich war schon längst außer Dienst, trotzdem bekam ich gelegentlich Informationen übermittelt, die über den weiteren Verbleib unserer Hauptbewaffnung – hier geht es um die Raketen – Auskunft geben sollten. Es war auch die Zeit, in der ich begonnen hatte, die Nutzung eines PC in meiner neuen Profession zu erlernen, selbstverständlich mittels Abendschule, in meiner Freizeit und auf der Arbeit durch die neuen Kollegen. Und da bot sich nichts Besseres an, als eben das alles aufzuschreiben und damit mein Wissen und die Anwendung der Textverarbeitung zu verbessern, was in den letzten zwei Jahren wie in einem Film in meinen Gedanken ablief, niederzuschreiben. Aus diesem Fernschreiben geht auch hervor, dass nochmals ein Meeting in Schwarzenpfost mit den Amerikanern stattgefunden hat, als ich schon längst aus dem aktiven Wehrdienst ausgeschieden war. Die beiden aufgeführten Punkte im Original-Spruchtext beinhalten folgende Aussagen:

Die Übersetzung des Spruchtextes:

1. Bitte beachten Sie, dass die zuständigen deutschen Behörden formell zugestimmt haben, dass alle verfügbaren P21/22 Raketen (ungefähr 150 Stück) und zugehöriges Material, wie bei dem Treffen am 21. Juni 1991 vereinbart, in US-Eigentum überführt werden, unter der Bedingung, dass Deutschland bis zu 25 Raketen zu Testzwecken kostenlos in US-Bereichen bekämpfen kann.
2. Das ist eine amtliche Mitteilung.

Die Beschaffungskosten einer P-21 betrug 1987 411.145, die der P-22 390.588 transverable Rubel. Bei 110 P-21  und 40 P-22 sprechen wir summasummarum von 60.849.470 Rubel. Ein transverabler Rubel entsprach 1987 den Wert von 5,64 Mark der DDR. Wir sprechen hier also über einen Betrag von 343 Millionen Mark der DDR, der den Besitzer mit diesem Satz gewechselt hat, wobei hier das Zubehörmaterial und schon gar nicht die Startrampen einbezogen wurden. Und das nur in unserem Regiment. So liefen die 90-iger Jahre in Wildwest-Manier in Ostdeutschland durchgängig ab. Bis zum heutigen Tag hat kein Ostdeutscher Schadenersatzanspruch darüber erhoben. Wie auch, die Justiz war mit dem Beitritt der DDR bundesrepublikanisch ausgerichtet.

Dieses konkrete Beispiel demonstriert anschaulich, wie insgesamt 80 Milliarden DM des mobilen NVA-Bestandes (Egon Bahr, „Zu meiner Zeit“, Karl Blessing Verlag, S. 590) „an den Mann gebracht wurde.“

Warum deutsche Überwasserkräfte nie auf sowjetische Seezielraketen in US-amerikanischen Seeschießgebieten, wie in oben aufgeführter amtlichen Mitteilung angeführt, testweise geschossen haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Eine dementsprechende Anfrage an Fü M im BMVg wurde durch das GP Bw MarKdo PIZ Marine am 24.04.2023 beantwortet und an das Bundesarchiv – Militärarchiv – Freiburg verwiesen. Ich werde hier mich nicht in Spekulationen üben.

Drittes Dokument:
Hier geht es darum, dass ich die Verbindung zu dem mir nun bekannten US-amerikanischen Marine-Attaché aufgenommen, ihn angerufen habe und in der Folgezeit nach Bonn-Mehlem gefahren bin, wo sich damals die US-Botschaft befand. Dort machte ich mein Anliegen Commander Griffin klar, in dem ich einen Besuch in Pt. Mugu beantragte. Schließlich waren die Amerikaner bei mir in Schwarzenpfost, nun erwartete ich gleichwertiges Entgegenkommen in den USA, was auch problemlos genehmigt wurde.

Das folgende Telefax schicke ich in Vorbereitung meiner privaten USA-Reise an Mr. Brattin ab, denn ich wollte sicher gehen, dass auch alles klappt. Wie dieser Besuch vonstattenging, das wird auf den letzten fünfzehn Seiten, von Seite 283 beginnend, in o.a. Buch unter dem Kapitel NVA-Waffen in alle Welt ausführlich beschrieben. Mittels folgendem Link kann man sich direkt in die zutreffende Passage einklinken:

Waffentest in den USA, Point Mugu

(1) Absteuerung – ist seit 1990 für den „gelernten“ DDR-Bürger ein neues Wort, welches in diesem Sinne zuvor äußerst selten, als Substantiv überhaupt nicht, im täglichen Sprachgebrauch benutzt wurde und nun in den ostdeutschen Sprachschatz Einzug hielt. Nicht, dass wir den Sinn des Wortes nicht verstehen würden, nein, es war uns einfach nicht geläufig. Am Sprachgebrauch dieser und noch vieler anderer Wörter kann man mit großer Wahrscheinlichkeit bis zum heutigen Tag die Herkunft der betreffenden Person erkennen. Sicherlich werden über mehrere Generationen diese Sprachunterschiede genauso verschwinden, wie aber auch der deutsche Wortschatz sich durch Digitalisierung  spürbar rückentwickeln wird.