Meine Dienstzeit auf der SSR 112
Vor der Anlieferung der selbständigen Startrampe (SSR) für die Küstenraketenabteilung 1 wurde die zukünftige Besatzung an der schon vorhandenen Technik ausgebildet.
Die Besatzung einer mobilen Startrampe bestand aus dem Kommandeur, dem Militärkraftfahrer, dem Waffenleit-, dem Funkmeß- und dem E-Techniker/ Militärkraftfahrer (Ersatzfahrer).
Die Anlieferung der Technik erfolgte im Januar 1985 mit dem MS „Auersberg“ über den Überseehafen von Rostock. Die Rampe wurde in ihren Hauptkomponenten zerlegt transportiert und danach in seinen Grundkomponenten, Gefechtskabine und Startcontainer, auf Transporttechnik der NVA verladen. Das Basisfahrzeug verlegte mit eigener Kraft in die Dienststelle des KRR18 nach Schwarzenpfost.
In einer speziellen Montagehalle wurde die mobile Startrampe dann in seiner Gesamtheit montiert. Hierfür standen uns sowjetische Spezialisten zur Seite. Die Montage unter Beteiligung der zukünftigen Besatzung sowie die anschließenden ersten Erprobungen führten das Personal der SSR schon frühzeitig zusammen.
Nach Abschluss der Arbeiten fand im März 1985 die feierliche Übernahme in den Gefechtsbestand der Volksmarine der NVA statt.
Zur letzten Besatzung der SSR 112 unter meiner Leitung als ersten Rampenkommandeur, Oberleutnant Andreas Vogel, gehörten der Waffenleittechniker Maat Dirk Köhler, der Funkmeßtechniker Obermatrose Rene Grunow, der E-Techniker/ Militärkraftfahrer Meister Rene Braun und der Militärkraftfahrer Maat Ralf Huster. Aufgrund einer angespannten Personalsituation in den Anfangsjahren der Dienststelle gab es immer mal wieder Um- bzw. Neu- und Nachbesetzungen im Personalbestand der mobilen Startrampen.
Die erste taktische Übung erfolgte im Feldlager der 2. Küstenraketenabteilung im April 1985. Zur stetigen Verbesserung der taktischen und technischen Fähigkeiten der Besatzung gehörten die monatlichen Ausbildungsfahrten mit der SSR 112 entlang der östlichen Ostseeküste der DDR.
Ein weiterer Höhepunkt zum Beginn des Einsatzes der SSR 112 war die Übernahme im September 1985 in das Diensthabende System der Volksmarine. Hierfür wurde die Startrampe mit 2 einsatzbereiten Raketen beladen und in einer gesonderten Kfz-Halle abgestellt. Von der diensthabenden Besatzung musste die permanente Einsatzbereitschaft sichergestellt werden. So gab es die Forderung, nach Auslösung des Gefechtsalarms hatte die Rampe zu jeder Tageszeit sowie Wetterlage die Dienststelle innerhalb von 30 Minuten zu verlassen. Der Militärkraftfahrer musste in dieser Situation als Erster zum Fahrzeug gelangen, Motor starten und warmlaufen lassen. Die anderen Besatzungsmitglieder kümmerten sich in der Zwischenzeit um seine Ausrüstung. Nach Empfang des Einsatzbefehls, der Einsatzunterlagen und der Dienstwaffe traft dann der Rampenkommandeur ein und führte den mobilen Komplex ohne weitere Verzögerung aus der Dienststelle.
Das diensthabende System schloss immer eine Besatzung für den Zeitraum von einer Woche mit einer gefechtsbereiten Startrampe ein. Turnusmäßig wechselte somit immer das Personal auf der gefechtsbereiten Startrampe. Nach 3 Monaten wurde dann die SSR 112 planmäßig aus dem diensthabenden System entlassen und die Raketen gingen von Bord.
Jedes Jahr fand der obligatorische Raketenschießabschnitt mit schussbereiten Raketen an der sowjetischen Ostseeküste in Baltisk statt. Die 1. Küstenraketenabteilung erhielt nach einem Feldlager und der Überprüfung für das geplante Raketengefechtsschießen 86 im Mai 1986 für eine SSR dann die Zulassung. Obwohl alle Voraussetzungen für die Zulassung durch die Besatzung und Technik erfüllt wurden, blieb dann der SSR 112 der erste „scharfe Raketenstart“ im Jahr 1986 noch verwehrt.
Im November 1986 wurde die mobile Startrampe SSR 112 an den neuen Kommandeur, Leutnant Uwe Walter gefechtsbereit übergeben.
Für mich war ein neuer Ansatz in der geplanten 3. Küstenraketenabteilung auf der Insel Rügen geplant. Die 3. KRA wurde mit der deutsch/deutschen Wiedervereinigung nicht mehr aufgestellt.
Hier endet mein kurzer Bericht zu meiner Dienstzeit auf der SSR 112 im Küstenraketenregiment 18, Waldemar Verner.
Andreas Vogel
Aus den Streitkräften der DDR am 30.September 1990 als Hautmann a.D. ausgeschieden.